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Vor- und Frühgeschichte

Die Vorgeschichte, auch Frühgeschichte sind die ersten zeitlichen Abschnitte in der Menschheitsgeschichte. Sie beschreibt den Beginn der menschlichen Geschichte ab dem Zeitpunkt, ab dem die ersten vom Menschen gemachten Steinwerkzeuge auftauchten, das war vor etwa 2,5 Millionen Jahren. Von diesen Anfängen gibt es keine schriftlichen Aufzeichnungen, die aus dem Leben der damaligen Menschen erzählen könnten. Alle Erkenntnisse wurden aus Gegenständen gewonnen, die bei Grabungen entdeckt und anschließend ausgewertet wurden. 

Die Erdgeschichte umspannt einen gigantischen Zeitraum. Die Wissenschaften zeigen hier in hierarchisch strukturierten Intervallen globale Zeitskalen auf, an der sich der Leser orientieren kann. Das Konzept heißt Geologische Zeitskala und darunter finden wir auch das Erdaltertum, das Erdmittelalter und die Erdneuzeit.

Da in den folgenden Beiträgen wiederholt Begriffe der Erdgeschichte eingebracht werden, empfehle ich dem interessierten Leser, die Internetseite www.welt-geschichte.de/html/die_erdgeschichte.html zu betrachten. Hier finden Sie eine sehr übersichtliche Tabelle, die Geologische Zeitskala. 

Spätestens an dieser Stelle fragt man sich, ob und welche Einflüsse davon für unser Dorf wichtig gewesen sind.

Die Antwort auf diese kurze Frage fällt ebenso erstaunlich kurz wie inhaltsschwer aus : Alle.

Hier soll uns aber nur der Abschnitt vom Erdmittelalter an folgend interessieren.

Das Erdmittelalter zählt man von heute ab gerechnet von 250 bis 65 Millionen Jahre, deren letzter Abschnitt als Kreidezeit bezeichnet wird. 

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Ein großes Meer bedeckte unser Gebiet und auf dem Grund des Kreidemeeres lag Schleswig-Holstein.1

Typisch für das Kreidemeer waren Muscheln, Algen und andere Meeresorganismen.Die abgestorbenen Kleintiere bildeten über die Zeit von vielen Millionen von Jahren jenen  Kreideschlamm, dessen Spuren wir heute bei uns im Land in dem Kalkberg bei Segeberg und den Kalkgruben von  im Lägerdorf begegnen.

Wer heute von der Festspieltribüne auf den Kalkberg bei Segeberg blickt, den schauen umgekehrt viele Millionen Jahre an.  Soweit braucht man nicht zu gehen, um auf die Spuren der Kreidezeit zu stoßen. Hier und da findet man auch auf Äckern um Borgstedt Überbleibsel von Meeresbewohnern aus jener Zeit. Seeigel in Form von  Versteinerungen.  Diese Bewohner lebten einst im Kreidemeer, sanken herab auf den Grund und die Erde hob sie an die Oberfläche.

 

An das  Erdmittelalter schließt sich als nächste Erdformation das Tertiär an.

Das Tertiär begann vor etwa 65 Millionen Jahren und endete vor rund 1,6 Millionen Jahren. Im Lauf des Tertiärs bildete sich annähernd die heutige Verteilung von Land und Meer heraus. Überhaupt, jedes Erdzeitalter gestaltete die Erdoberfläche um. Auch unser Gebiet veränderte sich.

Während des Tertiär hob sich die Erdkruste im südlichen Teil Deutschlands. Die Alpen falteten sich auf, und der Norden tauchte vorübergehend aus dem Meer auf. Moorige Wälder aus Reisenschachtelhalm und Zypressen bestimmten das Bild unserer Gegend während dieser Zeit.

 

Muscheln, Schnecken, Tintenfische, um nur einige der sogenannten Leitfossilien zu nennen, tummelten sich in dem warmen, salzigen Meerwasser. Als sich das Klima dann erneut abzukühlen begann, bildeten Ahorn, Buche und Eiche große Wälder. Danach tauchte der Norden nach einer „Atempause“ an der Oberfläche erneut ab in die Fluten. 

Am Ende des Tertiär beginnt die Erdneuzeit. Sie wiederum unterteilt man in zwei Abschnitte:

o    die Eiszeit; sie dauerte von 1,6 Millionen Jahre bis 10 000 v.C. und in

o    die Nacheiszeit; sie beginnt bei 10 000 v.C. und reicht bis in die Gegenwart, bis heute. 

Aber bleiben wir noch eine Weile bei der letzten Eiszeit(2). Sie liegt zwar gut eine Million Jahre zurück, aber gerade sie formte entscheidend die Landschaft bei uns so, wie wir sie heute vorfinden.

(1) Johannes A. Witt, Geschichte und Geschichten zum Dorf Borgstedt, Herausgegeben von der Gemeinde Borgstedt, 2004

(2) Würm-Eiszeit

 

Damals1 entwickelten sich über Skandinavien mehrfach große bis zu 3000  Meter hohe Inlandeismassen, Gletscher, die sich weit in den Süden bis in unser Gebiet und darüber hinaus vorschoben. Und das nicht nur einmal. Die Gletscher kamen, schmolzen ab, bauten sich erneut in Skandinavien wieder auf und drängten wieder nach Norddeutschland vor. 

Das2 geschah  viermal innerhalb von 1,6 Millionen Jahren. Die drei Rückzugsphasen nennet man Zwischeneiszeiten. 

Von der ersten, zweiten und dritten Vereisung sowie deren Zwischeneiszeiten gibt es in ganz Norddeutschland kaum Funde einer Besiedlung. 

60 000 Jahre lang - von 70 000 bis etwa 10 000 v.C. -  wirkten die Kräfte des Eises und des arktischen Klimas auf unsere Landschaft ein und ihr dankt sie ihre heutige Gestalt und Bodenbeschaffenheit. Die Gletscher schoben wie ein Bulldozer den Boden auf. Deren Stauchfalten, die Hüttener- und Duvenstedter Berge, blieben bis heute sichtbar. 

Bei der letzten Vereisung3  dürfte das Inlandeis bis zu der Linie Jagel - Alt-Duvenstedt gereicht haben.  Nur der äußersten  Westen unseres Gebiets blieb eisfrei, so dass Borgstedt gerade noch vom Eis bedeckt blieb. Der Gletscher mag hier nur noch etwa 300 Meter hoch den Boden bedeckt haben, er war aber sehr viel höher als die Rader Hochbrücke. 

Von Norden schoben sich stetig Gletscher nach Süden. Sie drückten den Boden auf den Gletschergrund nicht nur vor sich her, sondern sie führten nahe an ihrer Sohle Gesteinsschutt jeglicher Form und Größe mit sich, der zusätzlich wie ein Schleifstein den Untergrund abrieb. Dieser Gesteinsschutt schuf die norwegischen Fjorde. 

Die Gletscher beförderten den Abrieb dann  aus den Fjorden bis in unser Gebiet. Hier  luden sie ihn mir ihrem Abschmelzen ab: Geröll, Steine, Kies und Sand. 

Wer heute über ein kahles norwegisch-schwedisches Fjell oder durch die karge finnische Granitbucklandschaft fährt oder wandert, ist sich wohl kaum bewusst, dass er sich in der „Ur-Heimat Schleswig-Holsteins“ befindet. Die mächtige Verwitterungsschicht, die einst auf dem skandinavischen Gebirge lag, ist nämlich zum großen Teil in Schleswig-Holstein anzutreffen. Schleswig-Holstein verdankt also seine Existenz Skandinavien4. 

Während die Gletscher beim Abschmelzens des Eises den Schutt langsam ablegten5,  gruben die unter  dem Eis verlaufenden Schmelzwasser tiefe Rinnen in den Grund. Die Eider ist ein solcher Schmelzwasserabfluß, der sich unter dem Eis in einem Tunnel seinen Bett grub und den Abraum, Geröll und Sand, an seiner Mündung ablagerte. Sie bilden  unsere heutige Geest. Und der Fockbeker, der Audorfer-, der Borgstedter- und der Schirnauer See – sind als Reste des einstigen, an der Gletschersohle verlaufenden Rinnensystems, bis heute übrig geblieben. Das Schmelzwasser der Wittensee-Eis-Zunge wird vermutlich durch eine Senke, die heutige Schirnauer Au, zur Eider geflossen sein.

1  Heimatbuch E´förde Bd. 1

2  Heimatbuch E´förde Bd. 1

3  Gripp / Erdgeschichte von Schleswig-Holstein / 1964

4  Wachholz / Topographischer Atlas / Schleswig-Holstein

5  Heimatbuch E´förde Bd. 1